Lampertheim sagt „NEIN“ zur C-Trasse!

BILA-Aktionstag löst Betroffenheit aus

Rund 3.000 Besucher informieren sich am Samstag in der Feierabendhalle über die C-Trasse / An die 1.000 Teilnehmer fahren die markierte Strecke mit dem Fahrrad und Traktorgespannen ab

 

„Das war ein Aufrütteln“, sagt Monika Becker. „Das Problem ist ein persönliches geworden“, meint Erika Kalpin. Und Helmut Lehr ergänzt: „Mir ist nun klar geworden, was auf uns zukommt.“ Die drei Lampertheimer gehören zu den knapp 4.000 Besuchern des Aktionstages der Bürgerinitiative Lampertheim (BILA). Unter der Überschrift „Lampertheim sagt Nein zur C-Trasse“ informierte die BILA am Samstag über die geplante ICE-Neubaustrecke quer über die Gemarkung der Stadt.

Die Protestveranstaltung verdeutlichte, wie vehement sich die Bevölkerung gegen das Projekt der Bahn wehrt. „Das Interesse war sehr groß“, sagt BILA-Sprecher Hans Karl Geil zufrieden. Bereits zur Eröffnung um 11 Uhr war die Feierabendhalle gefüllt. Die Jagdhornbläser des Jagdclubs St. Hubertus des Kreises Bergstraße verschafften der Bürgerinitiative gleich zu Beginn sozusagen lautstark Gehör. Geil stimmte das Lied an: „Hejo, treibt den Widerstand gegen Trasse C durchs Land. Schließt Euch fest zusammen, schließt Euch fest zusammen.“ Und der Bürgermeister der Stadt, Erich Maier, verlieh dieser Forderung Nachdruck: „Es kann nicht sein, dass eine intakte Infrastruktur über Generationen hinweg nachhaltig zerstört wird.“

 

 

Große Resonanz auf Ausstellung in der Feierabendhalle

Während der folgenden sechs Stunden war es in der Feierabendhalle ein ständiges Kommen und Gehen. Die rund 3.000 Besucher informierten sich eingehend an den fünf Ständen über die Auswirkungen der C-Trasse auf Mensch und Natur. Das Forstamt und die Hegegemeinschaft II Südliches Ried zeigten den zahlreichen Interessenten, dass die bis zu 80 Meter breite Schneise den Lampertheimer Wald zerstört und damit die Tierwelt verdrängt. Der Naturschutzbund erklärte ihnen, wie viele seltene Vögel und Pflanzen in dem betroffenen Gebiet leben. Beim Angler Club Freundschaft erfuhren die Besucher Details über die Welt der Amphibien und deren negative Beeinträchtigung durch eine Trasse direkt am Angelweiher. Mit von der Partie war zudem der Bauernverband. Denn die Lampertheimer Landwirte verlieren durch das Neubauprojekt wertvolle Anbauflächen.

Stark frequentiert war natürlich auch der Stand der BILA. Die Bürgerinitiative sammelte weitere 716 Stimmen gegen das Bahn-Vorhaben. Die Zahl der Unterschriften insgesamt stieg damit auf 7.353.

Gedränge bei Filmvorführung und vor Kran

 „Die Vorstellung der Fakten löste eine sehr große Betroffenheit aus“, weiß BILA-Sprecher Geil. Für viel Betroffenheit sorgte auch der Film über das zu erwartende Horrorszenario. Der Lampertheimer Filmemacher Herbert Kerkhoff brachte die Zuschauer durch seine Dokumentation auf den aktuellen Stand. Kein Wunder also, dass die Plätze auf der Bühne, wo der Film während der Veranstaltung kontinuierlich vorgeführt wurde, stets besetzt waren.

 

 

Großer Andrang herrschte auch vor dem Autokran der Firma Weiland: Die Besucher ließen sich von dem Kran in einem Korb in mehr als 40 Meter Höhe ziehen. Sie sahen dadurch von oben, wie nah die Züge an Lampertheim vorbei rasen sollen. Die BILA hatte bereits am frühen Morgen den Trassenverlauf mit großen, roten Ballons markiert, so dass die Strecke aus der Vogelperspektive sehr gut zu sehen war.

1.000 Besucher auf der Trasse

Ein noch fundierteres Bild über den Verlauf der Trasse machten sich diejenigen, die den Ballons folgten. Rund 1.000 Besucher fuhren die markierte Strecke zwischen der Feierabendhalle und Neuschloß ab. „Uns wurde dadurch erst richtig bewusst, wie breit die Trasse wird“, sagte Alexandra Olbrich aus Neuschloß entsetzt, als sie im Wald vor der Stelle steht, die 80 Meter breit abgesteckt ist. Gemeinsam mit ihrer Familie radelte sie wie viele entlang der Markierung. Andere nutzen die Möglichkeit, sich mit den fünf Traktorgespannen von Station zu Station bringen zu lassen: Revierförster Volker Harres, Landwirt Peter Knecht, Andrea Hartkorn und Dieter Melchior vom Naturschutzbund, Carola Biehal vom Projektbeirat Altlast Neuschloß sowie etliche Mitstreiter gaben an den entlang der Trasse aufgebauten Ständen weitere Einblicke in das fatale Bahn-Projekt. „Das war alles nochmals sehr informativ“, meinte Heinrich Roos nach den Gesprächen an den Stationen.

 

> Stationsplan

> Streckenplan

Rückendeckung erhielt die BILA von vielen Politikern. „Die politische Region steht geschlossen hinter den Zielen der Bürgerinitiative“, betonte die SPD-Bundestagsabgeordnete Christine Lambrecht während der Eröffnung. Anwesend waren zudem Landrat Matthias Wilkes (CDU) und seine Konkurrentin bei der vergangenen Wahl, Katrin Hechler (SPD), die hessischen Landtagsabgeordneten Norbert Schmitt (SPD) und Alexander Bauer (CDU). Ihre Unterstützung drückten durch ihre Anwesenheit auch die beiden Vertreter der Lorscher Bürgerinitiative „Mensch vor Verkehr“, Dirk Claassen und Dr. Helmut Klepper, aus.

"Der Aktionstag ist sehr gut vorbereitet und durchdacht gewesen. Ihr habt euch unendlich viel Mühe gegeben und die Menschen betroffen und interessiert gemacht. Ihr habt in mir ein neues Verständnis geweckt. Ich bin euch sehr dankbar für die liebevoll hergerichteten Stände in der Halle und die Stationen an der Strecke und die erbrachten Informationen!"

Sabine Götz, Alter Lorscher Weg 17

> zur Bildergalerie Aktionstag