Echo vom 27.05.2017

Von Hans-Jürgen Brunnengräber

EINHAUSEN - Der Verein „Mensch vor Verkehr“ bemüht sich um die Anerkennung als Umwelt-Verband. „Wir sind zuversichtlich, dass wir diesen Status erreichen werden“, sagte Vorsitzender Reimund Strauch bei der Hauptversammlung des Vereins in Einhausen.

ktivitäten von „Mensch vor Verkehr“ im zu Ende gegangenen Geschäftsjahr gehörte auch ein Besuch an der Tunnelbaustelle in Rastatt. Archivfoto: Hans-Jürgen Brunnengräber

Als anerkannte Umwelt- und Naturschutzvereinigung könnte „Mensch vor Verkehr„ mit einer sogenannten Verbandsklage Verwaltungsentscheidungen gerichtlich auf Verstöße gegen Umweltrecht überprüfen lassen.

Forderungen nach einem bergmännischen Tunnel

Strauch machte darauf aufmerksam, dass das Ziel des 2002 gegründeten Vereins zum einen die Umweltverträglichkeit und möglichst geringe Lärmbelastung der Bahnstrecke Frankfurt-Mannheim im Bereich der mittleren Bergstraße sei. Darüber hinaus setze man sich dafür ein, eine weitere Belastung durch den Ausbau der Hauptverkehrsadern A 67 und B 47 abzumildern. Neben einem Besuch eines Tunnelbauunternehmens und der Baustelle des Eisenbahntunnels bei Rastatt bildete die Stellungnahme des Vereins zum Bundesverkehrswegeplan einen Schwerpunkt der Arbeit. In seinem Statement bekräftigte der Verein seine Forderungen nach einem bergmännischen Tunnel der Bahnstrecke zwischen Langwaden und Lorsch sowie die Einrichtung eines Projektbeirats.

ZUSTÄNDIGKEITEN

Umwelt- und Naturschutzvereinigungen können sich nach dem Umwelt-Rechtsbehelfsgesetz (UmwRG) anerkennen lassen und erhalten so besondere Beteiligungs- und Klagerechte. Zuständig für die Anerkennung sind das Umweltbundesamt und die Anerkennungsbehörden der Länder. Das Umweltbundesamt befindet über die Anerkennung von Vereinigungen, die über ein Bundesland hinaus tätig sind. Die Landesbehörden sprechen unterdessen die Anerkennung für regionale Vereinigungen aus. (grä)

Im September 2016 nahmen Vertreter des Vereins an einer Bürgerinformationsveranstaltung zum Bau der Bahnstrecke teil. Wichtigste Erkenntnis für „Mensch vor Verkehr“: Bis die Anbindung Mannheims nicht geklärt ist, kann auch die genaue Streckenführung im Dreieck Lorsch-Viernheim-Mannheim nicht geklärt werden. Nach wie vor bleibt die „Variante Mannheim direkt“ mit einer Streckenführung mitten durch den Lorscher und Lampertheimer Wald im Gespräch. Auch eine solche Lösung sei nur mit einem bergmännischen Tunnel vorstellbar, sagte Werner Groß, Ehrenvorsitzender der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW).

Der Verein „Mensch vor Verkehr“ nahm auch am zweiten Bürgerbeteiligungsforum zu Beginn des Monats teil. Auf Einladung der Verkehrsministerien von Baden-Württemberg und Hessen und der DB Netz AG kamen dazu 90 Vertreter von Verbänden und Initiativen nach Weiterstadt. „Mensch vor Verkehr“ ist in den Arbeitsgruppen „Dreieck Lorsch-Viernheim-Mannheim“, „Verkehrskonzeption„ sowie Streckenabschnitt „Pfungstadt-Lorsch“ vertreten. Die Vertreter sind die Bürgermeister Christian Schönung (Lorsch), Helmut Glanzner (Einhausen) sowie die MVV-Vorstände Reimund Strauch und Peter Stracke.

Zum aktuellen Stand gab Reimund Strauch folgende Einschätzung: „Alles in allem wurde wieder von vorne begonnen. Es gilt allerdings die Vermutung, dass man sich alter Pläne bedient und unbekannte Pläne in den Schubladen liegen.“ Außerdem könne man vermuten, dass man mit Beteiligungsforen die Gemüter beruhigen und die Beteiligten auch durch Protokolle festnageln wolle. Zudem werde immer wieder betont, dass letztendliche Entscheidungen von den zur Verfügung stehenden Mitteln abhängig seien, resümierte Strauch.

Neben der Anerkennung als Umweltverband nannte Strauch die Teilnahme an den Arbeitsgruppen des Beteiligungsforums sowie eine Reaktivierung des Arbeitskreises Bahntrasse Kreis Bergstraße als wichtige Aufgaben für 2017. Aktuell hat „Mensch vor Verkehr“ 200 Mitglieder.