Südhessen Morgen vom 21. September 2018
Kommentar von Uwe Rauschelbach
Seit ihrer Gründung hatte die Bürgerinitiative „Lebensraum vor ICE-Trasse“ (Bila) mehrere Krisen zu überstehen, die keineswegs intern verursacht waren. Sie ergaben sich vielmehr aus der Vorgehensweise der Bahn bei ihren Planungen für eine neue ICE-Trasse.
Schien in den vergangenen Jahren mit einem gewissen Planungsstillstand die öffentliche Aufmerksamkeit zu erlahmen, so droht nun ein pessimistischer Fatalismus. Denn die Bahn vermittelt offenbar den Eindruck, ihre Pläne nach quantitativen – also primär wirtschaftlichen – Gesichtspunkten voranzutreiben, ohne die Interessen der Bevölkerung nach Lärmschutz und Nachhaltigkeit zu berücksichtigen.
Für eine günstigere Ausgangslage müssten vor allem drei Voraussetzungen erfüllt sein: ein politischer Konsens in der Region zwischen Frankfurt und Mannheim, die Übernahme von Entscheidungskompetenzen durch die Politik und die Bildung eines Projektbeirats, der den Vertretern der Region im Unterschied zum unverbindlicheren Beteiligungsforum ein respektables Verhandlungsniveau gestatten würde. Sämtliche drei Voraussetzungen sind derzeit nicht erfüllt. Doch es wäre ein Fehler, sich dem Pessimismus zu ergeben. Noch einmal muss die Region tief Luft holen, um beim Jahrhundertwerk der Bahn mitreden zu können. Es könnte gewiss nicht schaden, wenn sich die Bevölkerung trotz jahrelanger ermüdender Diskussion aktiv hinter die Ziele der Initiative stellt, die ihre, nämlich die Interessen der Bürger vertritt.
© Südhessen Morgen, Freitag, 21.09.2018