Südhessen Morgen vom 27. Oktober 2018
Von swa
ICE-Trasse: Landwirte gegen Streckenverlauf durch die Felder
LAMPERTHEIM. Die Lampertheimer Landwirte werden gegen eine ICE-Trasse klagen, wenn sie durch die Äcker der östlichen Gemarkung führen sollte (Trassenvariante C). Das
haben sie einstimmig bei einer mitgliederoffenen Vorstandssitzung des Ortsbauernverbandes beschlossen.
Dies teilt Ortslandwirt Gerd Knecht auf Nachfrage dieser Zeitung mit.
Knecht bedauert, dass bei den bisherigen Beteiligungsverfahren kein Vertreter der örtlichen Landwirte zugelassen war. Zwar habe Willi Billau in seiner Funktion als Vorsitzender
des Regionalbauernverbandes an den Treffen teilgenommen, aber eben nicht als Vertreter der Lampertheimer Bauern. Denen stinkt es gewaltig, dass sie immer mehr landwirtschaftliche Flächen für Bau- und Infrastrukturprojekte hergeben sollen. „Bald hat Lampertheim als Spargelstadt keine Spargelflächen mehr, wenn das so weiter geht“, so Knecht. Es ist nicht die ICE-Trasse allein, die den Bauern Sorgen bereitet. Auch die geplante Umgehungsstraße in Rosengarten und die Hochspannungsstromtrasse, die entweder ausgebaut oder gar neu verlegt werden soll, provoziert den Widerstand der Landwirte. „Und es bleibt ja nicht allein bei dem Flächenverbrauch für solche Projekte, sondern immer werden zusätzlich noch Ausgleichsflächen benötigt“, verdeutlicht Knecht die Lage.
Zwei Gewanne betroffen
Würde die ICE-Trasse tatsächlich quer durch die Lampertheimer Gemarkung geplant, wären zwei Gewannflächen betroffen. Die Felder, die dann zwischen Wald und Bahnstrecke
übrig blieben, ließen sich schwerer bewirtschaften, weil sie von der Beregnung abgeschnitten und auch nur noch über bestimmte Bahnübergänge erreichbar wären. Die Landwirte geben ganz klar, eine Trassenführung entlang der Autobahnen 6 und 67 den Vorrang, da die weniger Flächenverbrauch hätten. „Wir haben damals schon der
Ostumgehung und der Verbindungsspange der K3 zugestimmt. Wir können uns nicht gegen alles wehren, aber alles mitmachen, geht auch nicht“, erklärt Knecht. Wie Willi Billau, der als Lampertheimer Bauer auch an der Sitzung teilgenommen hat, im Gespräch mit dieser Zeitung berichtet, hoffen die Bauern, dass sie bei einer möglichen Klage von der Stadt unterstützt würden. Der Unterstützung durch den Regionalbauernverband, dem er vorsteht, könnten sich die hiesigen Landwirte gewiss sein, versicherte er. „Wenn wir es schon nicht verhindern können, dann wollen wir es zumindest noch ein paar Jahre aufhalten“, so Billau. Das sei schließlich in Rosengarten auch gelungen.
© Südhessen Morgen, Samstag, 27.10.2018