Lampertheimer Zeitung vom 8. November 2018
von Oliver Lohmann
Bürgerinitiative BILA und Bürgermeister Störmer von Knotenstudie Mannheim enttäuscht
LAMPERTHEIM. Lange war sie erwartet worden, in der Hoffnung, dass Aussagen auch zum Verlauf der Neubautrasse getroffen werden: die Studie des Zugknotens Mannheim. Jetzt liegen Ergebnisse in Stichworten vor, doch wie es mit der Neubautrasse weitergeht, bleibt offen.
Die Bürgerinitiative Lampertheim (BILA) und Bürgermeister Gottfried Störmer sind ernüchtert. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer hat zahlreiche zusätzliche Schienenprojekte vorgestellt, die in den kommenden Jahren geplant und umgesetzt werden sollen. Insgesamt 44 dieser Projekte wurden in den vergangenen Monaten gutachterlich unter die Lupe genommen und auf ihre Wirtschaftlichkeit untersucht. Es handelt sich um Projekte, die im Bundesverkehrswegeplan 2030 bislang in die Kategorie „Potenzieller Bedarf“ eingestuft waren. Das Ergebnis der Bewertungen: 29 Schienenprojekte steigen in den "Vordringlichen Bedarf“ – die höchste Dringlichkeitsstufe – des Bundesverkehrswegeplans auf. Unter diesen Projekten ist auch der Ausbau des Bahnknotens Mannheim für mehr als eine Milliarde Euro. Wer dachte, hier seien Baumaßnahmen dabei, die einen Rückschluss auf die Strecke der Neubautrasse zulassen, sieht sich getäuscht. Es handelt sich vor allem um zusätzliche Gleise im Süden Mannheims. „Die Studie, oder zumindest das, was davon veröffentlicht wurde, ist um ehrlich zu sein sehr ernüchternd“, reagiert der Lampertheimer Bürgermeister Störmer (parteilos) auf die Infos aus dem Verkehrsministerium. Die benannten Baustellen seien in der Diskussion bereits bekannt gewesen. Und durch die fehlenden Details der Planung sei eine weitere Diskussion kaum möglich. Störmer urteilt: „Außerdem bringen uns die jetzt veröffentlichten Informationen in der wichtigen
Frage der Trassenführung der ICE-Neubaustrecke zunächst nicht weiter. Ich hoffe sehr, dass Bahn und Bund ihre Studien mit den unmittelbar betroffenen Kommunen auch in der nötigen Tiefe diskutieren werden. Sollte die Bahn den Güterverkehr auf der Bestandsstrecke weiter forcieren wollen, werden wir stärker noch als bisher die Themen Lärmschutz und S-Bahnverkehr einbringen müssen.“ Auch BILA-Sprecher Ulrich Guldner ist enttäuscht von dem, was das Bundesverkehrsministerium vorgelegt hat. „Da haben sich Experten hingesetzt, Züge gezählt und einen Haken drangemacht. Hauptsache, die Züge passen auf die Gleise“, bilanziert der Neuschlösser. Die Knotenstudie nehme keinen Bezug zur Neubaustrecke zwischen Frankfurt und Mannheim. „Es wurde völlig ignoriert, dass in Zukunft wesentlich mehr Güterzüge an uns vorbeirollen. Auch das Thema Lärmschutz taucht nicht auf. Man kam nicht auf die Idee, etwas für die Menschen zu tun und eine zukunftsorientierte Lösung auszuarbeiten“, ärgert sichd er BILA-Sprecher. Nach wie vor müssten die Menschen, die von Bahnlärm oder der Neubautrasse betroffen sein könnten, für ihre Forderungen kämpfen.
Alles muss durch Mannheim
„Die DB Netz AG hat das Projekt Neubautrasse auf Sparflamme gekocht, jetzt wird sie wieder in die Planung einsteigen und in Kürze ihre Vorzugsvariante präsentieren. Wir befürchten, es ist die Variante, die den Lampertheimer Wald durchschneidet“, meint Ulrich Guldner. Und dann müsse sich die Bahn auf Baumhäuser gefasst machen wie im Hambacher Forst in Nordrhein-Westfalen. Die Knotenstudie mache immerhin deutlich, dass alle Züge ausnahmslos durch ganz Mannheim müssen, von einer Umfahrungsstrecke sei keine Rede. Die Mannheimer müssten allein mit 250 Güterzügen rechnen, die nach der Fertigstellung der Neubautrasse aus dem Ried in die Quadratestadt fahren. Derzeit seien täglich nur rund 80 Güterzüge auf der Riedstrecke zwischen Bürstadt/Lampertheim und Mannheim unterwegs.In der Knotenstudie steht auch nichts über das in Mannheim heiß diskutierte zweite Gleis der östlichen Riedbahn. „Aber die Neubaustrecke setzt dieses Gleis voraus“, weiß Guldner. Im Namen der BILA macht er deutlich: „Wir wollen eine verträgliche Lösung für die Menschen, dazu gehört ein Lärmschutz-Gesamtkonzept.“ Leider traue sich die Bahn nicht an eine große Lösung, sie schließe nur die Lücken. „Das ist nur ein Provisorium.“ Der gordische Mannheim-Knoten ist nicht gelöst.
© Lampertheimer Zeitung, Donnerstag, 08.11.2018