Liebe Lampertheimer/innen,
im dicht besiedelten Gebiet Südhessens leben wir in einer durch Entwicklung des Verkehrs, durch Versorgungsleitungen für Strom, Gas extrem betroffenen Region. Die üblichen Planungsszenarien, die auf Grundsätzen wie möglichst direkt, möglichst arm an Kosten, möglichst einfach in der Ausführung, die können in unserer Region nicht angewandt werden. Hier wohnen viele Menschen in dichten Siedlungsräumen, hier findet Wertschöpfung statt, die auf Industrie, Handel, Landwirtschaft und Dienstleistung beruht. Um all dies so lebenswert, attraktiv und ertragreich zu erhalten, bedarf es besonderer Anstrengungen und auch Investitionen. Es kann nicht angehen, dass wir auf der einen Seite als Region Motor für Wohlstand und Reichtum unserer Gesellschaft sind und andererseits durch notwendige Entwicklungen auf der Schiene, der Straße, durch Versorgungsleitungen zu Verlierern werden.
So droht uns der Verlust unseres Naherholungsgebietes, Verlust der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Uns drohen vernetzte Biotope wie Bruch, Hegeweiher, Grube Feuerstein, Lauf-, Fahrrad- und Wanderwege verloren zu gehen. Das Thema „Wald" wurde in der Lichter-Demo aufgegriffen und die überwältigende Teilnahme machte die Betroffenheit der Menschen deutlich. Schon damals war uns bewusst, dass es nicht nur um den Erhalt unseres Waldes und seines Vogelschutzgebietes geht. Hier steht für uns viel mehr auf dem Spiel, was ein weiterer Aktionstag verdeutlichen soll. Da droht der Verlust von 40 Hektar besten Ackerlandes. Das ist eine Bedrohung der Existenz unserer landwirtschaftlichen Betriebe, zumal der Bedarf an Ausgleichsfläche ebenso wächst, was einen weiteren Verlust von Ackerland nach sich zieht. Wenn die Trasse wie befürchtet realisiert wird, ist unsere Stadt jeglicher Möglichkeit einer Entwicklung beraubt. Im Süden die Landesgrenze, im Westen der Rhein, im Norden das Gewerbegebiet und im Osten dann eine Zweigleisige Bahnstrecke und eine Stromtrasse. Unser Kampf ist nicht nur eine von der Region gewünschte Trasse in Bündelung mit der Autobahn zu bauen, sondern es geht um die Zukunft unserer Stadt.
Wir fragen uns, wo die viel beschworene Verkehrswende bleibt, wenn in 10 Jahren Planungen umgesetzt sind, die aus den 80ziger Jahren des letzten Jahrhunderts stammen, also dann 50 Jahre alt sind und schon heute als Provisorium angesehen werden, weil sie nicht dem tatsächlichen Bedarf entsprechen. Unsere Region und besonders Lampertheim soll nach den Planungen große Opfer in Wald und Feld bringen, sollen die Verlärmung unserer Stadt durch deutlich wachsenden Güterverkehr hinnehmen und die Hoffnung auf Ausbau und engere Taktung des S-Bahn-Verkehrs bleiben auf der Strecke. Lampertheim und die Region droht der große Verlierer bei der Verwirklichung dieses Projektes zu werden zu werden.
Das kann nicht sein. Deshalb protestieren wir und kämpfen für den Erhalt unserer Lebenswelt. Das ist nicht nur Kampf, um eine Trasse in etwas größerem Abstand zu haben. Hier geht es um die Zukunft unserer Stadt, um die Zukunft von Landwirtschaft, von Unternehmen, von Betrieben. Wenn Lampertheim entwicklungsfähig, als Standort attraktiv, als Lebenswelt anziehend bleiben soll, dann heißt es jetzt Flagge zeigen und am 22.September mitmachen.